21.01.2016
IT-Fachkräftemangel in Zeiten der digitalen Transformation und Industrie 4.0 und die Veränderungen im HR-Bereich
Die IT-Branche boomt und IT und Software als Bestandteil von Maschinen, Werkzeugen und Geräten wird genauso selbstverständlich sein, wie heute Mechanik und Elektronik. Unter dem Schlagwort Industrie 4.0 laufen viele Herausforderungen zusammen, in der auf ideal wirtschaftliche Weise alle Ressourcen in der Fertigungsindustrie für Wertschöpfungsprozesse optimiert werden sollen. Das heißt im Detail, dass beispielsweise Maschinen selbst lernen und Intelligenz aufbauen, um automatisch reagieren zu können, wenn sich z.B. Rahmenbedingungen ändern. Die Bezeichnung "Industrie 4.0" soll die vierte industrielle Revolution beschreiben. Ziel soll es sein, eine intelligente Fabrik zu schaffen, in der mit möglichst wenigen Ressourcen das bestmögliche Ergebnis erreicht werden soll.
1. Doch welche Qualifikationen müssen IT-Mitarbeiter heutzutage haben, um solche Prozesse in der Wertschöpfung umzusetzen?
- Gutes Allgemein-IT-Wissen und übergreifende Kenntnisse
Jeder IT-Mitarbeiter benötigt heute um in seinen Beruf bestehen zu können, nicht nur Expertenwissen in seinem Aufgabengebiet, sondern auch gutes IT-Allgemeinwissen, welches auf angrenzende Fachgebiete übergreift. So muss z.B. ein IT-Administrator nicht nur ein fundiertes Wissen zur Infrastruktur haben, sondern auch im Grundsatz wissen, welche Softwareprogramme wie angewendet werden. Sprich er muss auch die Applikationen kennen, die in seinem IT-Netzwerk laufen. Da Software-Systeme heute keine Insellösungen mehr darstellen und alle miteinander vernetzt sind, werden Kenntnisse über Hardware, Netzwerke sowie Software zwingend erforderlich.
- IT-Mitarbeiter müssen auf Ihrem Gebiet Experten sein
Jedes große oder mittelständische Unternehmen hat heute sehr spezielle Anforderungen an Kandidaten, die meistens nur mit fachlichem Expertenwissen erfüllt werden können. Wenn Kandidaten breit und global aufgestellt sind reicht das nicht. Expertenwissen kommt klar vor globalem und breit aufgestelltem Wissen.
- Kenntnisse der Branche, Prozesse und Abläufe des eigenen Unternehmens
Genauso wichtig sind auch umfangreiche Kenntnisse über die Branche, in dem das Unternehmen tätig ist. Neben dem Fachwissen müssen dem Bewerber die Abläufe und Prozesse im Unternehmen transparent sein, man muss das Business des Unternehmens verinnerlichen und auch über grundsätzliche gesetzliche Anforderungen, Umweltbedingungen und Trends Bescheid wissen. Nur dann wird die IT die Basis für den Erfolg des Unternehmens bilden können.
- Gute Kommunikations- und Präsentationseigenschaften
Da IT-Mitarbeiter heute Projektaufgaben übernehmen, die meistens über mehrere Fachbereiche hinausgehen und häufig auch externe Partner eingebunden sind, ist es zwingend erforderlich, dass auch gute Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten sowie eine gesunde Sozialkompetenz bei jedem IT-Mitarbeiter vorhanden sind. Die so genannten Soft-Skills müssen ausgeprägt sein.
- Kenntnisse im Projektmanagement
Auch übernehmen IT-Professionals heute vermehrt Aufgaben im Projektmanagement. Die Steuerung von IT-Projekten, zum Beispiel einer Software-Einführung werden vom Management gefordert. Das Erstellen von Projektplänen, Arbeitspaketen, die Steuerung von Ressourcen und Terminen sowie die Einschätzung von Risiken werden oft als Zusatzqualifikation benötigt. Eine Projektmanagementzertifizierung z.B. vom PMI, IPMA oder der IHK sind hier wertvoll.
- Stetige Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten
IT´ler müssen immer wissenshungrig und neugierig sein. Ständig neue Entwicklungen in der IT-Landschaft müssen vom Mitarbeiter pro aktiv und in Eigeninitiative verfolgt und gelernt werden. Dazu gehört sicher das Lesen von Fachartikel, die Teilnahme an Weiterbildungen aber auch das Ausprobieren von neuen Verfahren und Techniken. Das setzt ein hohes Maß an privatem Engagement voraus.
- Vernetztes Denken und crossmediale Prozesse
Neben den genannten Fähigkeiten zählt heute auch die Fähigkeit zum vernetzten Denken eine wichtige Rolle. So muss auch das Verständnis für crossmediale Prozesse vorhanden sein. Ein IT-Mitarbeiter, der zum Beispiel für ein Unternehmen im Einzelhandel tätig ist, muss genauso Kenntnisse über E-Commerce besitzen, wie über den Stationären Handel. Denn Kunden erwarten heute, dass das Einkaufserlebnis über alle Vertriebsschienen hinweg funktioniert. Das betrifft nicht nur den eigentlichen Kauf von Produkten, sondern auch Retouren, Gutschriften, Rabatte, Loyalty Programme, Coupons, usw. Die Schlagworte heißen Multichannel und Omnichannel. In der Fertigung ist es ähnlich. Ein Spezialist in der Fertigungs- oder Automobilindustrie muss nicht nur Kenntnisse über die Mechanik besitzen, sondern auch die Elektronik und in Zukunft auch immer mehr die IT beherrschen. Denken Sie als einfaches Beispiel an die Bremse im Auto. Mechanische Vorgänge lösen elektronische Reaktionen aus, die von Software überwacht und gesteuert werden.
- Betriebswirtschaftliche Kenntnisse in IT-Führungspositionen
Abschließend darf nicht unerwähnt bleiben, dass ein IT-Mitarbeiter in Führungsposition auch betriebswirtschaftliches Know How, Personalführungskompetenzen und Fähigkeiten im Vertragsrecht vorweisen muss.
2. Der IT-Fachkräftemangel ist keine Momentaufnahme, er wird weiter steigen!
Die IT-Branche ist heutzutage keine eigenständige Branche mehr, sondern IT wird über alle Branchen hinweg eingesetzt und bildet die Basis für ein erfolgreiches Business. In allen Unternehmen laufen hochtechnisierte Prozesse in der IT zusammen. Deshalb muss ein Umdenken stattfinden und es muss jedem Bewerber klar sein, dass man einen Grundstock an IT-Wissen mitbringen muss. Alle Fachkräfte egal in welchen Bereichen müssen in Zukunft auch IT-Kompetenzen vorweisen. Deshalb ist der IT-Fachkräftemangel in Deutschland keine Momentaufnahme, sondern er wird zunehmend weiter steigen.
3. Wie ändert sich die Personalführung- und Personalgewinnung in Zeiten der digitalen Transformation?
In einigen großen Unternehmen findet heute schon eine Abkehr von grenzenloser digitaler Erreichbarkeit statt, um die Mitarbeiter zu schützen. Es werden digitale "Öffnungszeiten" eingeführt und der Absender einer Mail wird darüber informiert, dass seine Mail weitergeleitet oder sogar gelöscht wird. So werden volle Postfächer z.B. nach dem Urlaub vermieden. Die ständige Erreichbarkeit wird von einer gesunden Work-Life-Balance abgelöst. Für die Personalführung bedeutet dies, dass vermehrt auf Erholungszeiten der Mitarbeiter geachtet wird, um die Produktivität bei der eigentlichen Arbeit zu erhöhen. Des Weiteren werden in vielen Unternehmen auch mobile und flexiblere Arbeitszeitmodelle eingesetzt, um die Motivation und Kreativität, aber auch das effektive und konzentrierte Arbeiten zu fördern. Konferenzen werden heute über Lync und Skype gehalten, Pendler arbeiten teilweise im Homeoffice und auch Anwesenheitszeiten im Büro werden neu organisiert und durch moderne Kommunikationsmöglichkeiten reduziert.
Was die Personalgewinnung betrifft, hat das Internet auch in diesem Bereich die herkömmlichen Medien abgelöst. So finden zu über 95 % die Jobsuche, die berufliche Orientierung sowie die Bewerbungsprozesse über das Web statt. Aktive Jobsuchende durchsuchen die namhaften Stellenportale, die führenden Sozialen Netzwerke wie XING und LinkedIn sowie die Karriereportale der Unternehmen nach geeigneten Positionen. Dies erfordert in vielfältiger Weise eine exzellente Präsentation des eigenen Unternehmens sowie der ausgeschriebenen Stellen. Unternehmen müssen sich als top Marke präsentieren. Die Positionen müssen interessant und spannend sein und klare Perspektiven für die Zukunft bieten. Gute Rahmenbedingungen, Sozialleistungen und moderne Arbeitnehmerkonzepte müssen das Bild abrunden. Eine vernünftige Work-Life-Balance wird vorausgesetzt. Befristete Stellen sind in den meisten Fällen völlig uninteressant.
Hat dies ein Unternehmen erfolgreich umgesetzt heißt es gleichzeitig, diese Leistungen und Informationen auch in sehr guter und motivierender Weise zu transportieren. Professionell arbeitende Personalberater können für die Gewinnung von top Kandidaten sehr wertvoll sein. Denn Kandidaten wollen neutral beraten und im gesamten Bewerbungsprozess professionell gecoacht und begleitet werden. Kandidaten öffnen sich einem Personalberater viel eher, als dem zukünftigen Arbeitgeber.
4. Wie müssen die Bildungssysteme auf diese neuen Anforderungen reagieren?
Wichtig ist, dass die beschriebenen Bedingungen für die kommenden IT- technischen Veränderungen wie z.B. Industrie 4.0 und digitale Transformation noch vermehrt Einzug in die Bildungssysteme in Deutschland erhalten. So müssen die oben genannten Skills bereits in der Schule spätestens aber während Ausbildung und Studium in Lehrpläne aufgenommen werden. Alle Fachspezialisten müssen in Zukunft auch ein Stück weit Informatiker sein. Den Umgang mit Software lernen Kinder heute spielend. Dieser selbstverständliche Umgang mit der IT muss auch für das Berufsleben sensibilisiert und in Ausbildungskonzepten umfassenden Raum bekommen.
Bitte beachten Sie, dass wir mit der "männlichen Form" von z.B. Mitarbeiter, Kandidaten, Bewerber immer genauso die "weibliche Form" der Begriffe einschließen.
IT-Personalberatung Dr. Dienst & Wenzel GmbH & Co. KG
Manfred Wenzel